Jahresbericht 2023

Bereich Radar zur Weltraumlageerfassung (RWL)

Interview zur neuen Institutsstruktur mit Dr. rer. nat Lars Fuhrmann, Bereichsleiter RWL

© Fraunhofer FHR / Andreas Schoeps
Mit unseren Radarsensoren TIRA (Tracking and Imaging Radar) und GESTRA (German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar) helfen wir dabei, die Weltrauminfrastruktur zu sichern.

Wo sehen Sie das Institut in 5 Jahren und warum ist die marktorientierte Bereichsstruktur der beste Weg dafür?

 Ich hoffe, dass wir in 5 Jahren ein modernes, effektives und am Markt gut platziertes, konkurrenzfähiges Institut sind, das auf soliden Finanzen basiert. Auch für andere Faktoren wie unsere Vernetzung, Wissenschaftlichkeit und Fraunhofer-Orientierung sehe ich in der neuen Struktur großes Potenzial. Die neue Bereichsstruktur ist dafür ein guter Mittelweg, der die nötigen Anpassungen ermöglicht, ohne das Institut zu überfordern.


Was sind die wichtigsten Ziele, die das Institut damit verfolgt?

Wichtig ist, die Führung effizienter zu gestalten, die Führungsspanne zu verkleinern und die Strukturen handhabbarer zu machen. Dadurch können wir uns wieder gezielter mit unseren Technologien und hinsichtlich des Fraunhofer-Auftrags zukunftssicher am Markt aufstellen und eine sichere finanzielle Basis schaffen.


Bezogen auf Ihren Bereich: Welche Vision haben Sie hier? Wo soll Ihr Bereich in 5 Jahren stehen?

Kurz- bis mittelfristig möchte ich die beiden Welten GESTRA und TIRA erfolgreich fusionieren. Ich möchte sie so zusammenbringen, dass wir eine gemeinsame Perspektive entwickeln und gemeinsam neue Wege gehen, wenn die GESTRA-Projekte in 5 bis 10 Jahren nach und nach erfolgreich beendet worden sind. Der erfolgreiche Abschluss der TIRA- und GESTRA-Projekte ist dafür natürlich primäres Ziel. Den Strategieprozess für den neuen Bereich haben wir trotzdem direkt gestartet, um uns die Karten für die nächsten Jahre zu legen und eine detaillierte Roadmap aufzustellen. Auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den »alten Welten« soll bis dahin Früchte tragen und ich verspreche mir natürlich Synergien, was den Markt angeht. Weil wir jetzt breiter aufgestellt sind, können wir in 5 Jahren hoffentlich schon erste Erfolge in der Akquise neuer interessanter Projekte aufweisen. Hier freue ich mich schon auf das Ausloten der Möglichkeiten z. B. im New Space Markt zusammen mit Dr. Stephan Stanko als unseren Geschäftsfeldentwickler.


Wie optimiert die Strukturveränderung die Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern?

Wir haben das »One face to the customer«- Prinzip. Damit sind wir in den Bereichen stärker als Einheit sichtbar. Der Kunde kann an einer Stelle andocken und von dort aus geht es effektiv zu einer Problemlösung für seine Fragestellung weiter. Umgekehrt wird uns durch die breitere Marktaufstellung und die gebündelten Kompetenzen die Akquise deutlich leichter fallen. Wenn wir dann durch das Entsendeprinzip und die parallel schon stattfindende Optimierung unserer Prozesse eine zugeschnittene Unterstützung durch die Verwaltung bekommen und z. B. Vertragsschlüsse schneller und transparenter erfolgen können, profitieren beide Seiten zusätzlich.
Bei aller Änderungsnotwendigkeit: Wo ist das Fraunhofer FHR erfolgreich? Worauf können wir bauen, was nehmen wir mit?

Wir sind stark sowohl in der Verteidigungsforschung als auch bei Weltraum und was Industrielösungen angeht. Wir haben viele Alleinstellungsmerkmale und können Lösungen anbieten. Das ist ein sehr solides Fundament. Wir haben über die Jahrzehnte einen großen Erfahrungsschatz aufgebaut, den wir aber wegen der neuen, von außen drückenden Rahmenbedingungen neu kanalisieren müssen, um ihn weiterhin gewinnbringend nutzen zu können. Für TIRA und GESTRA kann ich zudem sagen, dass wir ein hohes Identifizierungspotential mit den Arbeiten, den Gruppen, dem Bereich und dem Institut haben – ein wichtiger Baustein für die konstruktive, zielgerichtete Ausgestaltung der neuen Strukturen.


Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was bedeutet diese Umstrukturierung für Sie? Was ändert sich für Sie und wieso stellen Sie sich der Herausforderung?

Ich selbst identifiziere mich sehr mit dem Bereich Weltraum und aus meiner Sicht machte nur eine interne Besetzung der Bereichsleiterfunktion durch jemanden, der die Interna kennt, Sinn. Ich habe in meiner Zeit hier einen guten Einblick bekommen, seit Mitte 2021 auch in der Abteilungsleiterfunktion, und habe den Eindruck, dass es sehr gut funktionieren kann. Das Umfeld dafür stimmt nach meinem Empfinden auf jeden Fall im Bereich Weltraum. Ich habe großen Respekt vor der Position und vor den Herausforderungen, die die Umstrukturierung mit sich bringt. Dazu zählt insbesondere das Zusammenführen von TIRA und GESTRA in Zeiten, die für beide Großprojekte an sich schon sehr herausfordernd sind. Das werden spannende, sicher auch etwas ungewisse Zeiten, aber ich freue mich auf die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen. Ich hoffe, dass wieder mehr Freiraum für die Führungskräfte – mich eingeschlossen – entsteht, über den Tellerrand zu schauen und deutlich aktiver neue Ideen und Themen in die Bereichs- und Institutsstrategie einfließen lassen zu können.