"Die beste Wahl"
Als Erasmus-Studentin kam María Antonia González-Huici nach Deutschland um zu promovieren. Anfangs beschäftigte sie sich noch mit den Weiten des Alls, richtete ihren Blick dann aber auf Dinge in der Erde und kam so zum Fraunhofer FHR.
Frau González-Huici, was haben Sie studiert?
González-Huici: Ich habe von 1997 bis 2002 Theoretische Physik in Madrid studiert. Dabei habe ich mich mit Dingen wie Astrophysik, Teilchen- und Quantenphysik beschäftigt. Sehr theoretische Sachen halt.
Wie sind Sie dann auf Radar gekommen?
González-Huici: Ich wollte ursprünglich in Kosmologie promovieren, aber nach meinem Studium in Madrid und ersten Erfahrungen an der Bonn International Graduate School for Physics and Astronomy wollte ich dann doch lieber etwas Anwendungsbezogeneres machen. So kam ich dann auf die Geophysik. An der Uni Bonn habe ich dann erste Vorlesungen zu dem Thema gehört und konnte mich recht gut in die Thematik einarbeiten. Es hat mir auch auf Anhieb gut gefallen. Und GPR (Ground Penetrating Radar) ist in diesem wissenschaftlichen Bereich eine sehr verbreitete und beliebte Technologie: sie eröffnet viele Spielräume, ist nicht-invasiv.
Wie sind Sie auf das FHR aufmerksam geworden?
González-Huici: Oh, das war ein bisschen Zufall. Ich bin als Erasmus-Studentin an die Uni Bonn gekommen, um hier zu promovieren. In den ersten Jahren habe ich als studentische Aushilfe am Teilchenbeschleuniger der Uni gearbeitet. Als ich dann aber meinen Studienschwerpunkt veränderte, begann ich als Hiwi bei der Forschungsgruppe für Geophysik zu arbeiten. Gleichzeitig habe ich auch schon erste Arbeiten für meine Doktorarbeit in Geophysik gemacht, allerdings mit einer etwas anderen Ausrichtung. Irgendwann sprach mein Professor mich an, ob ich Interesse hätte, am FHR zu arbeiten – dort sei eine Stelle nachzubesetzen. Ich habe mich dann etwas informiert und mich beworben. Zu der Zeit wurde ein Projekt von der Bundeswehr gefördert, das thematisch auch zu einer möglichen Doktorarbeit passte. Das hat mich angesprochen.
Worum ging es bei Ihrer Promotion?
González-Huici: Ich habe mich damit beschäftigt, wie man Radar zur Detektion und Identifizierung von vergrabenen Landminen verwenden kann. Radar ist hierfür eine vielversprechende, ergänzende Technologie, die sich auch für humanitäre Räumungseinsätze von Minenfeldern eignet. Daran war die Bundeswehr interessiert. In der Zeit kam für die Bundeswehr dann aber das Problem der IEDs auf. IEDs sind selbstgebastelte Sprengsätze, die meist in Straßen vergraben werden. Für die Bundeswehr ist das vor allem bei ihren Auslandseinsätzen ein Problem. Auch hier ließe sich das GPR zum Schutz der Einsatzkräfte anwenden.
Warum haben Sie sich entschieden, nach Deutschland zu gehen?
González-Huici: Ich wollte unbedingt Auslandserfahrung sammeln. Und in Spanien wird leider kaum in die Forschung investiert. Im Rahmen des Erasmus-Programms hatte ich mehrere Möglichkeiten, aber Deutschland und besonders die Uni Bonn waren für mich persönlich die beste Wahl. Deutschland hat vor allem im Bereich der Physik und Mathematik eine gute Reputation und ich war zuvor schon mal im Urlaub hier gewesen. Es hatte mir hier gut gefallen.
Wie haben Sie diese Zeit empfunden?
González-Huici: Nun, am Anfang war es schwierig. Die Erasmus-Förderung ist nur ein kleiner Betrag und ich musste daher noch etwas Geld dazu verdienen. Da kamen mir zuerst die Hiwi-Jobs und ab 2005 die Anstellung am FHR sehr recht. Ich konnte ja auch die Sprache nicht, aber in der Scientific Community sprechen wir ohnehin meist Englisch. Wenn man sich durch so eine Phase aber durchkämpfen muss und lernt, seinen eigenen Weg zu finden, ist das im Nachhinein aber immer eine gute Sache. Man lernt, selbstständig zu arbeiten und Informationen zu finden. Das macht einen auch zu einer besseren Wissenschaftlerin.
Sie haben Anfang 2013 Ihren Doktortitel erhalten. Wie geht es für Sie nun weiter?
González-Huici: Ich kann nicht sagen, was in zehn Jahren sein wird, aber im Prinzip plane ich, am FHR zu bleiben und Karriere zu machen. Ich bin seit Januar 2012 fest angestellt und habe ein eigenes Industrieprojekt sowie einen eigenen Mitarbeiter. Zusätzlich unterstütze ich noch andere laufende Projekte und arbeite einen Doktoranden ein. Ich bin sehr zufrieden und mag meine Arbeit. Meine Doktorarbeit war sehr simulationslastig, jetzt kann ich viele andere Forschungsthemen und -methoden ausprobieren. Hier kann ich mich wissenschaftlich noch etwas austoben.