ESA-Satellit ERS-2 zerbricht früher als erwartet
Das Weltraumbeobachtungsradar TIRA begleitete den Wiedereintritt des Satelliten ERS-2 im Auftrag der ESA und des deutschen Weltraumlagezentrums
Die Europäische Weltraumagentur (ESA) und das ressortgemeinsame Weltraumlagezentrum beauftragten das Fraunhofer FHR den Wiedereintritt des ausgedienten Satelliten ERS-2 zu begleiten. Mit seinem einzigartigen Weltraumbeobachtungsradar TIRA (Tracking and Imaging Radar) wurden die letzten Bahnen hochgenau vermessen und die letzten Abbildungen von ERS-2 erzeugt. Erstmalig konnten Änderungen der Struktur beim Wiedereintritt in Bildern festgehalten werden.
Nach einer äußerst erfolgreichen Mission und fast 30 Jahren im Orbit trat ESA's ERS-2 am 21. Februar 2024 um etwa 18:17 Uhr CET (17:17 Uhr UTC) in die Atmosphäre ein. Zuvor hatten die Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR etwa eine Woche lang den ESA-Satelliten mehrmals vermessen. Die letzten Bilder von ERS-2, wie er durch den Himmel taumelt, wurden durch das 34-m-Antennensystem von TIRA gegen 8:00 Uhr CET am 21. Februar, etwa 10 Umläufe vor dem Wiedereintritt, aufgezeichnet. Interessanterweise scheinen die Solarmodule von ERS-2 zu dieser Zeit bereits abgeknickt zu sein und sich teilweise vom Rest des Satelliten gelöst zu haben. „In unseren Daten erkennen wir einerseits einen deutlichen Knick der Solarmodule und anderseits auch Artefakte, die durch ein schnelles unkontrolliertes ‚Flattern‘ verursacht werden könnten“, so Felix Rosebrock, Radar-Experte am Fraunhofer FHR. „Das ist besonders bemerkenswert, da hier zum ersten Mal bei einem Wiedereintritt Änderungen an der Struktur in Abbildungen festgehalten werden konnten.“
Bei der Vorhersage der Wiedereintritts-Flugbahn eines Satelliten behandeln Analysten ihn bis zum Ende als starres Objekt. Wenn das Solarmodul von ERS-2 bereits in einem früheren Stadium locker und beweglich war, könnte der Orbit des Satelliten auf unberechenbare Weise von der Atmosphärenreibung beeinflusst worden sein. Die Experten analysieren nun die während des Wiedereintritts von ERS-2 gesammelten Daten, um den frühzeitigen Schaden an den Solarmodulen zu bestätigen. Wenn dies mit der Tatsache zusammenhängt, dass der Wiedereintritt etwas später als vorhergesagt stattfand, könnte diese Forschung dazu beitragen, die Vorhersagen zukünftiger natürlicher Wiedereintritte zu verbessern.