Geplante Windenergieanlagen würden Fähigkeiten des Weltraumbeobachtungsradars TIRA einschränken
Die Funktion des Weltraumbeobachtungsradars TIRA (Tracking and Imaging Radar) des Fraunhofer-Instituts für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR in Wachtberg Werthhoven würde durch die in Bonn-Heiderhof/Haselingsberg geplanten Windenergieanlagen beeinträchtigt. Die Rotorblätter der Anlagen würden weit in den „Sichtbereich“ von TIRA hineinragen und damit die zum Schutz der Weltrauminfrastruktur essentiellen Fähigkeiten des Systems behindern.
Die Großradaranlage TIRA des Fraunhofer FHR besitzt als Verteidigungsanlage einen militärischen Schutzbereich von 4 km mit einer in dieser Zone maximal zulässigen Bauhöhe für Objekte von einheitlich 272 m ü. N.N. Dieser Radius stammt aus Zeiten, wo heutige Anlagenhöhen noch nicht abzusehen waren. Windenergieanlagen in einer Höhe von bis zu ca. 300 m stellen jedoch heute eine akute Herausforderung für die zukünftige Systemverfügbarkeit der Verteidigungsanlage dar. Konkret planen die Stadtwerke Bonn auf einem Gelände der Stadt Bonn im Ortsteil Heiderhof/Haselingsberg die Errichtung von zwei bis drei Windenergieanlagen (WEA) deren Abstand zu TIRA etwa 4,2 km betragen werden (https://www.stadtwerke-bonn.de/fuer-zuhause/nachhaltigkeit/erneuerbare-energien/windkraft-fuer-bonn/).
Vorab (Ende 2022) gab es einen Austausch mit den Stadtwerken, im Zuge dessen das Fraunhofer FHR die übermittelten, priorisierten Positionen und Gesamthöhen der geplanten Anlagen hinsichtlich ihrer möglichen Beeinträchtigung unserer Großradaranlage geprüft hat. Das Ergebnis: Die WEA-Rotorblätter würden in allen Fällen weit in den „Sichtbereich“ des Weltraumüberwachungsradars hineinragen. In anschließender Kommunikation mit den entsprechenden Stellen hat das Fraunhofer FHR diese Ergebnisse und resultierenden Bedenken hinsichtlich dieses Standorts deutlich gemacht und betont, dass eine Aufstellung in dieser Konfiguration die Systemverfügbarkeit und hoheitlichen Aufgaben von TIRA stark einschränken werden.
Mit Radar die Weltrauminfrastruktur schützen – militärisch und zivil
Die Infrastruktur im erdnahen Weltraum ist essentiell für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Sei es in den Bereichen Kommunikation, Navigation oder Wettervorhersagen, aber auch militärische Aufklärung: Ohne Satelliten wären viele wichtige Dienste unmöglich. Leider gibt es mittlerweile auch viel Weltraumschrott, der die aktiven Satelliten bedroht. Um die Weltrauminfrastruktur zu sichern, muss die Weltraumlage kontinuierlich und möglichst vollständig und präzise erfasst werden.
Unter dem weithin sichtbaren weißen Radom in Wachtberg verbirgt sich das in Europa einzigartige Weltraumbeobachtungsradar TIRA. Mit seiner empfindlichen 34 Meter großen Antenne kann es kleinste Objekte in hunderten und tausenden Kilometern erkennen und abbilden. Im Auftrag von internationalen Raumfahrtagenturen wie die europäische ESA, die französische CNES, die japanische JAXA und vor allem auch für die Bundeswehr werden regelmäßig wichtige Messungen für die Weltraumraumlageerfassung durchgeführt. Das funktioniert jedoch nur gut, wenn TIRA in alle Richtungen freie Sicht hat. Große Gebäude wie Windenergieanlagen können den Sichtbereich des Radars einschränken und seine Leistungsfähigkeit vermindern.