Fraunhofer FHR erhält Förderung in Höhe von 2 Mio. € vom Bundesforschungsministerium

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Mit RAWIS sollen komplexe Einsatzlagen nach Unfällen und Katastrophen beherrschbarer werden

Eingestürzte Gebäude nach einem Erdbeben: Ein typisches Einsatzszenario des geplanten RAWIS-Systems.
© © Fraunhofer FHR / Uwe Bellhäuser
Eingestürzte Gebäude nach einem Erdbeben: Ein typisches Einsatzszenario des geplanten RAWIS-Systems.

Das Fraunhofer FHR hat sich mit seinem Projekt „RAWIS“ erfolgreich beim Programm „Forschung für die zivile Sicherheit“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beworben. Der Antrag zur Erforschung eines „Radar-Warn- und Informationssystems für Anwendungen im Katastrophenschutz“ (RAWIS) wurde im Rahmen des Themenfeldes "Zivile Sicherheit – Schutz und Rettung bei komplexen Einsatzlagen“ in das Programm aufgenommen.

Ziel des Projektes ist es, ein neuartiges Überwachungssystem zum Schutz der Rettungskräfte in Katastrophengebieten zu entwickeln. Während der Rettungseinsätze in komplexen Einsatzlagen, beispielsweise nach einem schweren Erdbeben, ergeben sich erhebliche Gefahren für die Einsatzkräfte durch instabile Trümmerberge und einsturzgefährdete Gebäudereste. „Durch das Abtragen von Trümmern und Schutt bei der Suche nach verschütteten Personen, ergibt sich eine sich stetig verändernde Gefahrenlage“, erläutert Verbundkoordinator Dr. Jens Klare. Bei der derzeitig praktizierten Vorgehensweise vermisst ein Lasersystem hochgenau zuvor an den Trümmern angebrachte Reflektormarken und berechnet daraus mögliche Verschiebungen. Klare ergänzt: „Das vorherige Anbringen der Reflektormarken kostet wertvolle Zeit bis die Suche nach Verschütteten beginnen kann und ist zudem für die Einsatzkräfte ein höchst gefährliches Unterfangen. Aufbau und  Bedienung des Systems sind zudem überaus komplex, so dass nur eine geringe Anzahl an speziell ausgebildeten Personen das System im Einsatzfall aufstellen und bedienen kann.“

Das Radargerät, das in diesem Projekt gemeinsam mit dem THW, der Universität Siegen, der Ruhr-Universität Bochum und der Firma indurad entworfen und aufgebaut werden soll, überwacht die Einsatzstelle unabhängig von Regen, Nebel, Staub und Rauch kontinuierlich und lückenlos, ohne dass dafür spezielle Marken angebracht werden müssen. Außerdem wollen die Wissenschaftler das Gerät so konzipieren, dass es in wenigen Minuten einsatzbereit und einfach zu bedienen ist. Dem Konsortium gehören zudem als assoziierte Partner die Bundesstadt Bonn und die Firmen Elettronica und unival an.

Das Gesamtradarsystem besteht aus einem Hauptradarsystem nach dem MIMO-Prinzip, bei dem durch eine intelligente Signalprozessierung der Hardwareaufwand deutlich reduziert werden kann, so dass Kosten für das Gesamtsystem gespart werden können. „Das Radar überwacht die gesamte Einsatzstelle von einem zentralen Punkt aus flächig und lückenlos. Zusätzliche Unterstützungsradare überwachen nicht einsehbare aber dennoch gefährliche Stellen, z. B. an der Rückseite eines Gebäudes, punktuell“, erklärt Jens Klare. Ergänzt wird das Gesamtsystem durch Active-RFIDs, die an der Kleidung der Einsatzkräfte angebracht, deren räumliche Ortung ermöglichen und somit eine gezielte Alarmgebung erlauben. Im Falle einer Warnung in einem gefährdeten Bereich der Einsatzstelle können somit die Rettungsarbeiten an einer anderen Stelle fortgesetzt werden. Die Sicherheit und die Effizienz der Rettungsarbeiten werden durch das Radar-Warn- und Informationssystem für Anwendungen im Katastrophenschutz erheblich erhöht.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt RAWIS im Rahmen des Themenfelds "Zivile Sicherheit - Schutz und Rettung bei komplexen Einsatzlagen“ mit rund 3,6 Mio Euro für den Gesamtverbund.